Nahid Bagheri-GoldschmiedDer Himmel wechselt die Farbe
schwarze Krähenflügel
spannen sich über die Stadt
Düsternis senkt sich wie ein Tschador
sinkt auf mein schläfriges Heim.
Das Fenster plötzlich voll Tropfen
Bitter rinnt Fremdheit
zur Straße hinab
Ich erhebe mich müde
Ganz langsam ziehe ich
der Finsternis die Vorhänge
vors Gesicht. Mein Blick fällt
auf die Vase mit den Eisblumen
die so geduldig mit mir sind
Sie küssen Erinnerungen wach
an den vergehenden Winter
die schreckliche Jahreszeit
Sie durchbrachen den Schnee
Hatte ich nicht dem Freund
damals Eisblumen geschenkt
für seinen Erfolg
den Frühling herbeizusingen?
Der Herd voll Zeitasche
es glost noch ein bisschen
Ich opfere ihm ein Holzscheit
und Weihrauch
Die Flamme lodert hoch
der Wandspiegel wird Zeuge
wie alle Entferntheit
tanzend verbrennt
und meine Wangen sich röten
Ich habe ein Nachtmahl auf dem Tisch
von festlichen Farben:
das Feuer
die Erinnerung
der Weihrauch
die Eisblumen
Wien, Dezember 1980. – Für Siavash Kasrai, anlässlich seines Gburtstages